Interview mit Loïc Vuillème, MTB-Trial-Athlet

Wenn Du etwas über deine Anfänge im Sport sagen solltest, worüber würdest du sprechen ?

Ich schätze, ich bin nicht auf eine normale Weise zum Mountainbike-Trial gekommen. Ich habe diesen Sport am anderen Ende Frankreichs entdeckt, während einer Performance. Damals war ich erst 4 Jahre alt, und seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen.

Für mich bestand die große Frage eher darin, WO ich es tun werde, als in der Entscheidung, OB ich es tun werde.

Was ist deine Vorstellung von einem typischen Tag? Was ist dir wichtig in diesen 24 Stunden, wie gehst du damit um?

Für mich ist es nach wie vor wichtig, einen Wecker zu haben. Aber auch, ihn erst einmal abstellen zu können und dann beim zweiten Klingeln aufzustehen.

Nach einem guten Frühstück mache ich gern zwei große Mountainbike-Trial-Sessions mit meinen Freunden (entweder reine Trial- oder Street-Trial-Sessions). Gewöhnlich handelt es sich um ein Training am Vormittag und ein zweites am Nachmittag.

Am ende des Tages gönne ich mir mit meinen Freunden gern noch einen Moment, der einfach bloss Fun ist. Abschliessend gibt es einen kleinen Spaziergang (oder Klettern), um mit einem schönen Blick auf einen Sonnenuntergang zu essen. Begleitet von einem entspannenden Bier, als Belohnung für die Mühe.

Deine Ziele in diesem Sport?

Ich würde wirklich gerne an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Dort herrscht eine Atmosphäre, die ich auf jeden Fall erleben möchte. Sollte ich diese Lebenserfahrung nicht machen können, gibt es mir das Gefühl, dass meine sportliche Karriere nicht vollständig ist.

Was meine längerfristige Vision betrifft, so möchte ich das, was ich im Laufe der Jahre gelernt habe, bewahren und – auf die eine oder andre Weise – weitergeben. Ich würde gerne etwas mit meinem Know-how und meiner Erfahrung anfangen, auch wenn ich im Moment noch keine klare Vorstellung habe, wie das aussehen könnte. Ideal wäre, wenn ich einen Teil meiner Beschäftigung dazu verwenden könnte, mein Wissen an andere weiter zu geben.

Was ist deine schönste Erinnerung?

Ich hoffe, dass ich wegen dieser Antwort keinen Stress mit meiner Freundin bekommen werde. ;)

Ich würde sagen, das war in Island, auf der Ramdam Teamreise, wo wir zwei Wochen lang einen Abenteurerfilm drehen wollten. Bevor wir aufbrachen, kannte ich viele Athleten in der Mannschaft noch nicht wirklich.

Meine tollste Erinnerung war, als wir Eisberge fanden, auf denen wir Trial fahren konnten. Ich stand an diesem Morgen sehr früh auf und sah die Sonne über den riesigen Eisspitzen aufgehen. Für mich war das wirklich unglaublich! Etwas Schöneres hatte ich noch nie gesehen. Außerdem fühlte ich mich auf dieser Insel wie in einer total andren Welt!

Ich habe auch grossartige, Erinnerungen an unsere zweite Woche während dieser Reise, in der wir alle Hand in Hand und bei bester Stimmung zusammen gearbeitet haben. Wirklich, eine tolle Zeit!

Deine besten Ergebnisse?

Was die Wettbewerbe anbelangt, sieht es folgendermassen aus:

• Zweiter in der Schweizer Juniorenmeisterschaft
•  Zweimal 3. in der Schweizer Elitemeisterschaft
• 19. Platz in der Weltcup-Rangliste 2019
• 16. bei der Elite-Europameisterschaft
• Mein erster Backflip auf hartem Untergrund (und 3 Wochen später schaffte ich einen Doppel-Backflip auf einem Airbag).

Aber für mich persönlich bedeutet es das herausragenste Ergebnis, dass ich weiter gegangen bin als mein Kindheitstraum. Als ich klein war, träumte ich davon, eine Wand in der Nähe meines Hauses erklimmen zu können. Und jetzt fahre ich im Weltcup auf Hindernissen, die dreimal so hoch und zehnmal so schwierig sind. Das ist es, was ich mit «meinen Kindheitstraum übertreffen» meine, und für mich ist das meine größte Leistung.

Wie siehst du deine Zukunft?

In den nächsten Jahren möchte ich mich dem Wettbewerb widmen, um meine Ziele zu erreichen. Und ich denke, ich werde das so lange tun, wie ich Spass daran habe. Wenn ich das geschafft habe, möchte ich mir ein Jahr Zeit nehmen und ins Ausland gehen, um entweder Rad zu fahren oder noch andere Sportarten auszuprobieren. Wieso nicht in einem Kleinbus auf Reisen gehen, mit Kletterausrüstung, meinen Wanderschuhen und meinem Fahrrad? Bin gespannt, wohin es mich führen wird!

Was bedeutet «Ramdam» für dich?

Für mich hat Ramdam sehr viel mit Dir (Jérôme) zu tun. Als wir zusammen im Wettkampf fuhren und ich langsam besser wurde, haben wir uns näher kennengelernt und wurden Freunde. Wir konnten auch Freundschaften zwischen den anderen Athleten des Teams stiften, um gemeinsam etwas zu schaffen.

Am Anfang stand die Idee, eine Struktur aufzubauen, um durch Shows und Einführungen finanziell über die Runden zu kommen. Und im Laufe der Zeit wuchsen daraus weitere Freundschaften. Die Ramdamatmosphäre ist eine Art kleines Universum, in dem man sportliche Leistung, grossen Spass, Freundschaften und Abenteuer findet. Nur beste Zutaten!

Wie unterscheidest du dich von den anderen ?

Ich würde sagen, ich bin jemand, der mit wenig zufrieden ist. Ich brauche einfache Dinge, wie Sport oder die Natur. Ich tue wirklich das, was ich tun will, ohne nach den anderen zu schauen. Ich bin zum Beispiel jemand, der sehr wenig durch die Medien beeinflusst ist ... Ich gehe meinen eigenen Weg.

Im Sport sehe ich den Wettbewerb als Herausforderung gegenüber mir selbst. Ich will mich selbst übertreffen, statt andere zu schlagen. Ich denke, selbst wenn ich nicht an einem Wettbewerb teilnehmen würde, würde ich immer noch mit dem Rad fahren.

Wenn du alt bist, was wirst du deinen Enkeln erzählen ?

Ich glaube, ich werde gar nicht zu bremsen sein. Ich möchte ihnen von diesem unglaublichen Leben erzählen, das ich gerade lebe. Ich werde ihnen sagen, dass es mir gelungen ist, meine Träume zu verwirklichen, dass ich für mein Projekt gekämpft habe. Ich habe eine Welt um mich herum aufgebaut, um das zu erreichen, was ich im Sinn hatte, aus sportlicher, menschlicher, kultureller Sicht usw ... Alles dreht sich um meine Leidenschaft, und ich würde ihnen von diesen einzigartigen Momenten erzählen.

Wenn ich ein paar Highlights herauspicken sollte, würde ich Island erwähnen, die Partys nach dem Weltcup, die Trainingseinheiten mit meinen Kumpels, die Anmeldungen für die Enduro-Weltcups ohne vorheriges Training. Ich würde all die impulsiven Dinge nennen, die wir getan haben.

Kommt dir sonst noch etwas in den Sinn, das du uns gerne mitteilen möchtest?

Ich liebe die Berge und die Natur, das ist extrem wichtig für mich. Ich war vor kurzem in Dänemark. Alles ist flach da. Das ist nichts für mich!

Ich bin die meiste Zeit meiner Kindheit im Jura aufgewachsen, an einem ziemlich abgelegenen Ort in den Bergen. Ich brauche diese Berge und hohe Orte haben eine starke Anziehungskraft auf mich. Ich werde später höchstwahrscheinlich in den Bergen leben. Einfach gesagt, das ist für mich ein bisschen wie Radfahren: Es ist für mein gutes Funktionieren unerlässlich.

Loïc Vuillème, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast und bis bald bei zukünftigen Abenteuern!

Loïc Vuillème in Bern

Der backflip von Loïc Vuillème und sein letzte Show mit Ramdam:

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